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Das Kranenburger Bruch

Im Süden des Naturschutzgebietes "Düffel" westlich von Kleve liegt das mit 95 Hektar letzte große Niedermoor innerhalb De Gelderse Poort. Über viele Jahrhunderte andauernde Entwässerungsmaßnahmen konnten dem "Kranenburger Bruch" nur wenig anhaben. Heute hat sich durch Nutzungsaufgaben einbuntes Mosaik aus Wiesen, Gehölzen, Gewässern und Röhrichten entwickelt.

Das Wasser im Bruch

Gräben im BruchGräben, die einst der Entwässerung dienten, durchziehen das Bruch. Heute steht der Erhalt der Landschaft eher im Vordergrund. Landwirtschaft wird hier kaum noch betrieben. Die Gräben wurden geschlossen, der Grundwasserspiegel insgesamt angehoben und Blänken angelegt, die als wichtiger Lebensraum für Amphibien und Wirbellose dienen.

Mehr als 30 Libellenarten, darunter die Gebänderte Prachtlibelle, zeugen von der Vielfältigkeit des Lebensraumes. Neben Stillgewässern finden sich auch einige Fließgewässer. Weitere wichtige Arten des Bruchs sind Torfmosaikjungfer, Schwarze Heidelibelle und Nördliche Moosjungfer als typische Vertreter der Moorlibellen. Von der Neuanlage der Blänken haben vor allem die Libellenarten profitiert, die Kleingewässer und Überschwemmungsgebiete bevorzugen. Neben der Gefleckten Heidelibelle konnte auch die seltene Kleine Mosaikjungfer beobachtet werden. Auch seltene Wasserpflanzen finden sich im Bruch. Neben der Wasserfeder ist vor allem der Echte Wasserschlauch, der zu den fleischfressenden Pflanzen gezählt wird, ein Highlight des Bruchs.

Wiesen und Weiden

Die Grünflächen im Bruch werden nach Plan gepflegt. Normalerweise spät im Jahr werden die Orchideenwiesen gemäht. Sechs Orchideenarten finden sich ebenso im Bruch wie der Wassernabel und der Sumpffarn. Diese Pflanzen sollen erst ihre Samen bilden können, bevor sie gemäht werden.

Kranenburger BruchSämtliche Grünflächen werden im Turnus gemäht. Dadurch kann sicher gestellt werden, dass immer ausreichend hochstehende Wiesen vorhanden sind, die als Lebensraum für Kleintiere erhalten bleiben. Hiervon profitieren vor allem Mäuse, Schmetterlinge und Heuschrecken. Die Zerstörung ihres Lebensraumes durch das abgemähte Gras zwingt diese Tiere, möglichst rasch woanders Unterschlupf zu finden, bevor sie Opfer diverser Beutegreifer wie Turmfalken, Störche oder Mäusebussarde werden. Außerdem droht der Hungertod, wenn die Tiere nicht in der Nähe zum Beispiel Nektar finden können. Bekannt ist das Bruch auch für seine seltene Heuschreckengesellschaft bestehend zum Beispiel aus Sumpfgrashüpfer, Säbeldornschrecke und der Kreuzflügeligen Schwertschrecke, die neben dem feuchten Klima insbesondere auf die lockeren Pflanzenbestände angewiesen sind.

Tierische Naturschützer

Eine Besonderheit des Bruchs sind die Schottischen Hochlandrinder, die hier ehrenamtlich als Naturschützertätig sind. 20 Hektar des Geländes werden von dieser Rinderart beweidet, um nicht erwünschten Aufwuchs zu verhindern. Doch die Tiere allein schaffen die Arbeit nicht. Es muss zusätzlich gemäht werden. Das Schnittgut wird abgefahren, um einer Überdüngung vorzubeugen. Diese Bewirtschaftungsform soll in erster Linie den Beständen der Sumpfdotterblume zu Gute kommen. Und wer kennt sich nicht, die goldgelben Blüten der Sumpfdotterblume, die im zeitigen Frühjahr die Wiese verzaubern.

Die Bekassine

Die BekassineAls Brutgebiet angenommen hat das Bruch auch in den letzten Jahren die Bekassine. Damit findet sich hier einer der letzten Brutplätze dieser Vogelart in Nordrhein-Westfalen. Man ist guter Hoffnung, dass sich auch bald die Rohrdommel wieder zum Brüten einfinden wird. In NRW ist die Rohrdommel ausgestorben, wohl kommt sie noch auf der niederländischen Seite von De Gelderse Poort vor. Eine Einwanderung ist also durchaus möglich.

 

Das Schilf

Im Kranenburger Bruch finden sich die größten Schilfbestände innerhalb De Gelderse Poort. Schilf stellt einen wichtigen Lebensraum für zahlreiche spezialisierte Vogelarten wie den Teichrohrsänger oder den Sumpfrohrsänger. Ein Highlight ist auch das Blaukehlchen, das hier im Bruch brütet. Und wenn Sie denken, ein Schweinchen hätte sich im Schilf verlaufen, dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Wasserralle, die hier ihren Lebensraum hat. Das bedeutendste Brutvorkommen innerhalb De Gelderse Poort hat der Feldschwirl hier aufbauen können.

Die Schilfbestände im Bruch werden nach einem strengen Managementplan bewirtschaftet. Noch heute wird die Schilfpflanze aus dem Bruch benutzt, um Rieddächer einzudecken.

Die Entstehung

Wanderweg am BruchAufgrund seiner besonderen Lage zwischen einem sanften Hügelrücken ist das Bruch, wenn der Rhein über die Ufer getreten ist, nicht immer überflutet worden. Da das Bruch aber zugleich am tiefsten Punkt der Düffel liegt, trat hier immer wieder das Grundwasser an die Oberfläche, welches eine mehr oder minder geschlossene Wasserdecke bildete. Pflanzenreste, die nicht zersetzt werden konnten, häuften sich an und bildeten letztendlich Torf. Das Kranenburger Bruch ist damit ein vom Grundwasser geprägtes Niedermoor.

Erst Ende des 13. und 14. Jahrhunderts kamen niederländische Siedler in das Gebiet und entwässerten und kultivierten das Bruch. Heute sind diese Maßnahmen gestoppt, man hofft, dadurch den Grundwasserspiegel wieder anheben zu können.

Der Name

Das Kranenburger Bruch hat seinen Namen von jenem circa 1,20 m großen Vogel, der auch heute noch dort mit viel Glück zu beobachten ist. Zwar hat der Kranich hier keinen Brutplatz mehr, doch liegt das Bruch an der Zugroute skandinavischer Kraniche, und somit gehen immer mal wieder Vögel hier nieder, um zu rasten und Nahrung aufzunehmen.

Ein lehrreiches Stück Natur

Wiesen- und SchilfröhrichteEines der letzten größeren Niedermoorrelikte am Unteren Niederrhein ist das Naturschutzgebiet "Kranenburger Bruch", das zur Gemeinde Kranenburg gehört. Das 95 Hektar große Gebiet wird heute zu großen Teilen extensiv bewirtschaftet. Die übrigen Bereiche werden heute nicht mehr genutzt. Hier haben sich naturnahe Röhrichte und Gehölzgesellschaften entwickelt.

Die Kombination unterschiedlicher extensiver Nutzungsformen mit ungenutzten Bereichen hat einreiches Mosaik von verschiedenen Lebensräumen entstehen lassen, das noch durch eine Vielzahl von Gewässern bereichert wird. Die Vielfalt an Lebensräumen bietet einer artenreichen Vogel-, Amphibien und Wirbellosenfauna sowie vielen spezialisierten Pflanzen Lebensraum.

Überflutete WieseCharakteristisch für das Niedermoor "Kranenburger Bruch" ist das hoch anstehende Grundwasser. Es kann vor allem im Winter bei hohen Rheinwasserständen zum Überstau ganzer Flächen führen. Daher überrascht es nicht, dass viele der Tiere und Pflanzen, die an ein Leben im "nassen Sumpf" angepasst sind, im "Kranenburger Bruch" eine der wenigen verbliebenen Zufluchtsstätten gefunden haben.

Bereits seit den achtziger Jahren bemühen sich die Naturschützer in Kranenburg den "Kranenburger Bruch" zu schützen und zu entwickeln. Seit 1996 ist die NABU-Naturschutzstation offizielle Betreuerin des Naturschutzgebietes. In dieser Funktion werden regelmäßig die Brut- und Rastbestände der Vögel erfasst. Darüber hinaus werden andere wichtige Artengruppen, wie zum Beispiel Libellen, Heuschrecken, Mollusken oder Pflanzen untersucht.

Zur Information der Besucher des Naturschutzgebiets hat die NABU-Naturschutzstation einen Lehrpfad angelegt, der mit zahlreichen Infotafeln sowie Beobachtungspunkten auf spielerische Art und Weise Informationen über das Kranenburger Bruch vermittelt. Auf einem circa einstündigen Rundgang werden Ihnen die Besonderheiten des Naturschutzgebiets, seine tierischen und pflanzlichen Bewohner, die Pflege und die Nutzung des Gebiets sowie die Geschichte des Bruchs näher gebracht.

Schautafeln im Kranenburger BruchOb überdimensionales Bilderbuch, Schautafeln, ein "künstlicher" Steinkauz in einer alten Kopfweide oder aber eine Infodrehscheibe mit Beobachtungs- und Lauschposten, auf diesem vergnüglichen und informativen Rundgang wird Ihnen ganz bestimmt nicht langweilig. Kleiner Tipp am Rande: Nehmen Sie unbedingt ein Fernglas mit, vielleicht haben Sie ja Glück, und Sie sehen eine der seltenen Vogelarten, die hier ihren Lebensraum haben. Darunter die Rohrdommel, das Blaukehlchen und die Bekassine. Aber bleiben Sie unbedingt auf den Wegen, Sie wollen das empfindliche Gleichgewicht, welches sich hier im Laufe der Zeit eingespiet hat, doch nicht stören.

 

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