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Die Urnatur des Niederrheins

Nach der letzten Eiszeit gingen die Temperaturen deutlich nach oben. Pflanzen und Tiere eroberten sich ihren Lebensraum zurück, bis sich eine waldreiche Landschaft mit ihren typischen Bewohnern gebildet hatte. Zuletzt kamen die Bäume und hier waren es zunächst jene, die leichte Samen hatten, die vom Wind über Kilometer transportiert werden konnten. Erst ganz spät siedelten sich Bäume wie Eichen an, deren Samen schwer und groß sind. Bäume, die einen humusreichen Boden benötigen, konnten sich erst ansiedeln, nachdem reichlich organisches Material vorhanden war.

Der Waldtyp ist in Abhängigkeit zu sehen von den Standortbedingungen. So entstanden an den regelmäßig überschwemmten Ufern von Flüssen und Seen Auwälder mit Weiden und Schwarzpappeln, sogenannte Weichholzauen, sowie Hartholzauen aus Eichen, Ulmen, Eschen oder Weißdorn an nicht so oft überfluteten Uferbereichen. Senken mit hohem Wasserstand beherbergten Erlenbruchwälder mit Schilfröhrichten, während auf den Stauchmoränen anfangs von Birken und Föhren besiedelt wurden.

Innerhalb dieser Wälder gab es immer wieder offene Flächen, die durch Brände, Windbruch, Eisgang, Überschwemmungen oder Krankheiten entstanden sind. Diese natürlichen Ereignisse ermöglichten einen größeren Artenreichtum in einem unterschiedlich alten und strukturierten Wald.

Heutzutage sind diese"Katastrophen" nahezu ausgeschlossen. Der Mensch betreibt Holzwirtschaft, gerodete Flächen werden umgehend wieder aufgeforstet. Offene Flächen durch Windbruch oder Brand werden sofort wieder bepflanzt und Krankheiten bekämpft. Fraßschäden an Bäumen durch Wald- oder Weidetiere werden durch entsprechende Maßnahmen minimiert. Heute haben wir ein Wechselspiel zwischen geschlossenen Waldflächen und landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Bevor der Mensch in diesem Maße eingegriffen hat, muss es eine Dynamik aus wandernden Wäldern und offenen Flächen gegeben haben. Ein Mosaikmuster aus offenen und geschlossenen Flächen, aus jungen und alten Baumbeständen.Wälder und Wiesen sind somit ein Gesamtsystem, welches eine hohe Artenvielfalt beherbergt.

Dieses Mosaik aus Wäldern und offenen Flächen wurde damals von Tieren bewohnt, die heute zum Teil ausgestorben sind. Wildpferd, Auerochse, Tarpan, Wisent und Elch gibt es nicht mehr am Niederrhein, geblieben sind Wildschwein, Reh, Biber und Rothirsch. Jedes dieser Tiere besetzte seine Nische. So lebten die grasfressenden Wildpferde in erster Linie im offenen Gelände, während das Reh überwiegend im dichten Wald Unterschlupf und Nahrung fand. Wildschweine als Allesfresser konnten und können sich an feuchte wie auch an trockene Gebiete anpassen.

Diese verhältnismäßig große Zahl an Wald- und Weidetiere wurde durch Krankheiten, Seuchen und Raubtiere wie Wolf, Luchs oder Bär reguliert.

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