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Spoykanal - Kermisdahl
Geschichte
Anfang des 15. Jahrhunderts suchte die Stadt Kleve einen unmittelbaren Zugang zum Rhein. Die Entwässerung der Niederung erfolgte über natürliche Gewässer: über den Kermisdahl und weiter stromabwärts über den Tweestrom, der gleichzeitig als Mühlengewässer für eine Wassermühle diente. Um 1400 wurde ab Nellewardgen der Spoykanal als Abzweigung des Tweestroms gegraben. Er hatte die doppelte Funktion: Schiffahrtsweg und Entwässerungsgraben. Auf letztgenannte Funktion deutet auch der Name hin. 'Spoy' ist wie das niederländische 'spui' etymologisch mit 'spucken' verwandt und deutet auf eine Entwässerungsstelle. 'Spui' gibt es heute unter anderem noch in Amsterdam als Straßenname. 1658 wurde der inzwischen verfallene Kanal auf Initiative und Kosten der Regierung wiederhergestellt und bei Brienen mit einer Schleuse zugänglich gemacht. Die Schleuse war damals bereits kein städtisches Projekt mehr. 1809 wurde der Kanal mitsamt der Schleuse durch ein mächtiges Hochwasser mit Eisgang zerstört.
Für das Abfahren von Getreide aus dem Raum Kleve und das Heranbringen von Kohle aus dem Ruhrgebiet war der Wasserweg aber unverzichtbar. Nach einigen Behelfsmaßnahmen übernahm Preußen 1843–1846 den Ausbau von Kanal und Schleuse für Schiffe bis 300 t. Im gleichen Zug wurde erstmals ein Hafenbecken in Stadtnähe gegraben. Dieses ist in den 1960er Jahren zugeschüttet worden. Heute befindet sich hier der Parkplatz "Ludwig-Jahn-Straße".
1907–1910 wurde die Wasserstraße den gestiegenen Schiffsgrößen durch Erweiterung des Spoykanals auf 3 m Tiefe und 10,5 m Sohlenbreite sowie durch den Neubau einer Schleuse angepasst. Ein neuer Hafen wurde im Bereich der heutigen Hochschule Rhein-Waal angelegt. An diesen Hafen erinnern heute u.a. der Kran auf dem Hochschulgelände und der sog. 'Wissensspeicher' an der Stelle eines in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebauten Getreidespeichers. Kanal und Hafen waren lebenswichtig für die damalige Klever Großindustrie.
Aktuell
Die Schleuse in Brienen ist aktuell geschlossen, da das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt des Bundes in Duisburg die Lebenszeit der jetzigen Schleuse für beendet erklärt hat. Dem Rat der Stadt Kleve wurde hierzu in der Sitzung am 28.06.2018 eine Machbarkeitsstudie zur Schleuse vorgestellt. Ausführlicher wird die Schleuse hier auf ihrer eigenen Seite beschrieben.
Freizeitort Spoykanal
Der Spoykanal ist derzeit das Revier der Freizeitsportler sowie ein Touristenmagnet. Es können Tretboote, Grillboote sowie Kanus ausgeliehen werden.
Reinigung Spoykanal
In den letzten Jahren gab es häufig Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern, Kanu- und Rudervereinen über den zunehmenden Algen- und Wasserpflanzenbewuchs im Spoykanal. Vor allem im Stadtgebiet hat sich zeitweise Müll in den Algen abgesetzt. Verunreinigungen und Geruchsbelästigungen in den von Touristen und Freizeitsportlern genutzten Gewässerbereichen waren die Folge.
Zwischenzeitlich muss und wird der Spoykanal daher von Verunkrautungen gereinigt. Die Reinigung des Spoykanals ist ein Thema, mit dem sich die Stadt Kleve immer wieder auseinandersetzt.
Die Gründe für die Algenproblematik resultieren aus einer sehr komplexen Gemengelage. Zum einen ist der Betrieb der bundeseigenen Schleuse seit einigen Jahren aufgrund fehlender Standsicherheit vom Wasser- und Schifffahrtsamt eingestellt worden. Dies wirkt sich in Form einer erheblich reduzierten Fließgeschwindigkeit und einem verringerten Wasseraustausch des Spoykanals aus. Günstigte Bedingungen also für ein Algenwachstum. Engstellen wie z. B. im Bereich der ehemaligen Eisenbahnbrücke führen dazu, dass sich insbesondere hier Unrat ansammelt.
Seit einigen Jahren erfolgt die Reinigung mit einem Boot durch die Umweltbetriebe der Stadt Kleve (USK). Die Reinigungsintervalle wurden bereits seit 2017 vor Wochenenden oder Events erhöht.
Das Amphibien-Kettenfahrzeug Truxor DM 5045, ein multifunktionales Reinigungsgerät, wird seit Anfang 2019 zusätzlich eingestezt. Der sieben Knoten schnelle „Allrounder“ mit Vorrichtungen für Rechen, Greifer und Schneidgerät, kann zu Wasser und auf dem Land schneiden, sammeln und transportieren. Der Truxor unterstützt das vorhandene Reinigungsboot mit dem Ziel, den Reinigungszustand des Kermisdahl / Spoykanal, überwiegend im Bereich Hochschule bis Opschlag, zu optimieren und somit das Erscheinungsbild dieses sensiblen Innenstadtbereiches zu verbessern.
Nach den gesammelten Erfahrungen im ersten Halbjahr 2019 kann man festestellen, dass sich die Wasserqulität, vor allem im Innenstadtbereich, deutlich verbessert hat.
Lediglich im Baustellenbereich der Kaskade, an welcher 2017 in Folge eines Starkregenereignisses ein Teil der Böschung abrutschte, ist ein verstärktes Algenwachstum festzustellen. Da der als Zufahrt dienende Damm die Fließgeschwindigkeit der Wetering verlangsamt, sind die Bedingungen für eine erhöhte Verunkrautung hier besonders günstig. Mit Rückbau des Dammes ist davon auszugehen, dass sich auch diese Problemzone erübrigt. Der Rückbau ist für Juli 2019 geplant.
Mit Blick auf eine nachhaltige Lösung soll eine wissenschaftliche Unterstützung durch ein Büro für Gewässerforschung und -planung erfolgen. Hierzu hat es bereits Gespräche und Ortstermine gegeben. Eine Auftragsvergabe ist derzeit in Bearbeitung.
Zuständigkeiten
Im Verlauf des Gewässers von der Wetering (Klever Ring/Uedemer Straße) bis zur Schleuse in Brienen ergeben sich unterschiedliche Zuständigkeiten für die Unterhaltungsmaßnahmen.
Das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein (WSA) ist für den Bereich des Spoykanals zuständig, der als Bundeswasserstraße 1. Ordnung klassifiziert ist. Dieser Bereich erstreckt sich vom Hafen Kleve bis zur Schleuse in Brienen. Die Unterhaltung bezieht sich auf Maßnahmen zur Erhaltung der Schiffbarkeit. Dazu gehören Mäharbeiten, die im Jahr ein- bis zweimal stattfinden. Des Weiteren wird jährlich Heckenschnitt durchgeführt. Weitere Maßnahmen werden im Rahmen der Wasserstraßenüberwachung je nach Notwendigkeit durchgeführt.
Der Deichverband Xanten-Kleve übernimmt die Unterhaltungsverpflichtung von der Wetering (Klever Ring/Uedemer Straße) bis Brücktor. Die Unterhaltung bezieht sich hier auf Maßnahmen des Wasserabflusses. Dazu gehören Mäharbeiten im Gewässerbett nebst Entnahme des Mähgutes. Auch dazu gehört das Überpumpen des Wassers in den Altrhein.
Die Stadt Kleve ist zuständig in dem verbleibenden Teil vom Brücktor/Opschlag bis zur Eisenbahnbrücke/Draisinenbahnhof. Sie ist jedoch auch darüber hinaus Eigentümerin des Gewässers und zwar vom ersten Wendehafen am Überlauf Tweestrom gewässeraufwärts. Die Stadt Kleve trägt Sorge für die Reinigung im innerstädtischen Bereich von der Brücke Klever Ring/Briener Straße bis zur Worcester-Brücke. In diesem Bereich überlappen sich Zuständigkeiten. Jedoch ist es besonderes Ansinnen, diesen Bereich über die beschriebenen Unterhaltungsintentionen des Deichverbandes Xanten-Kleve und des WSA in einen optisch guten Zustand zu bringen und zu halten.
Um das Reinigungskonzept weiter zu optimieren, wurde mit diesen vereinbart, die Mäh- und Reinigungsarbeiten detaillierter abzustimmen und den Austausch zu intensivieren. Außerdem wird der Einsatz des Reinigungsboot und des Truxor intensiviert sowie weitere Sonderreinigungseinsätze zum Abfischen von Müll, Fahrrädern etc. durchgeführt. „Ich freue mich, dass wir gemeinsam mit dem Deichverband und dem Wasser- und Schifffahrtsamt eine Möglichkeit gefunden haben, den Zustand weiter zu verbessern", so Bürgermeisterin Sonja Northing.
Vor Wochenenden und Feiertagen wird zusätzlich kontrolliert, ob Reinigungsmaßnahmen erforderlich sind, da gerade an diesen Tagen Sportler, Freizeitsportler und Touristen auf dem Wasser unterwegs sind.
Alle diese Maßnahmen führen zu einem jährlichen Aufwand für die Stadt Kleve von rund 30.000 €.
Auch wenn die Gewässerqualität -wie dargestellt- von vielen Faktoren abhängig ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt sagen, dass man auf dem richtigen Weg ist und die bereits getroffene Maßnahmen den erwünschten Erfolg gebracht haben.
Eines ist aber besonders wichtig auf das wir alle hinwirken müssen: Der Spoykanal darf nicht als Müllabladeplatz von Fahrrädern, Rollern, Einkaufswägen, Schuhen etc. verwendet werden. Es ist immer wieder erstaunlich und erschreckend, welche Funde die Sonderreinigungseinsätze hervorbringen.
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