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Hommage zum 100. Todestag von Lew Nikolajewitsch Tolstoi (09.09.1828 - 20.11.1910) vom 20.11.2010 - 04.01.2011 in der Stadtbücherei Kleve/L. Tolstoi: einer der größten Schriftsteller der Weltliteratur, Literaturnobelpreisträger, aber auch Pazifist und Anarchist      

Datum: 16.11.2010

Der Todestag L. N. Tolstois jährt sich am 20.11.2010 zum 100sten Mal. Aus diesem Anlass zeigt die Stadtbücherei Kleve in einer Buchausstellung einen Ausschnitt zu Leben und Werk des berühmten russischen Schriftstellers. Nicht nur in Russland ist sein Oeuvre  neu aufgearbeitet worden, sondern auch in 

Deutschland wurden die großen Klassiker wie „Anna Karenina“ und „Krieg und Frieden“ neu übersetzt. Den bedeutsamen

Roman „Anna Karenina“, welcher von Rosemarie Tietze neu übersetzt und kommentiert wurde, hat die Stadtbücherei Kleve angeschafft. Er wird in der Ausstellung ausliegen.

Am 9. September 1828 wurde Leo Nikolajewitsch Tolstoi  auf dem Gut Jasnaja Poljana als Sohn der Eheleute  Marja ( geb. Nikolajewna) und  Nikolai Iljetsch Tolstoi geboren. Sein Vater war Graf und Gutsbesitzer, wobei das Adelsgeschlecht, dem er entstammte vor vielen Jahrhunderten aus Deutschland eingewandert sein sollte.

L. N. Tolstoi verlor früh seine Eltern, die Mutter, als er zwei, den Vater, als er neun Jahre alt war. Als Dreizehnjähriger siedelte er nach Kasan zu seiner Tante über und schon 1844 begann er orientalische Sprachen und Rechtswissenschaften zu studieren.  1847 brach er das Studium ab und kehrte auf das familiäre Landgut zurück, wo er sich in der Verwaltung betätigte. 1851 – 1856 leistete er Militärdienst – auch als Offizier im Krimkrieg. 1852 entsteht das Erstlingswerk  „Kindheit“ – eine autobiograph. Skizze und wurde zum Erfolg.

Es folgten „Knabenjahre“, „Jünglingsjahre“ und damit wurde die Trilogie 1857 abgeschlossen.

Aus pädagogischem Interesse bereiste T. 1857 und 1860, 61 Westeuropa. Nach der Rückkehr richtete er Dorfschulen nach dem Vorbild Rousseaus ein. Er strebte dabei eine den kindlichen Persönlichkeiten angepasste Bildung an. Er schrieb Lesebücher, um Kindern moralische und soziale Werte zu vermitteln. Generationen russischer Kinder erhielten bis in die 1920-er Jahre mit seinem Alphabet die Grundschulbildung.

1862 heiratete T. die 18-jährige deutschstämmige Sofja Andrejewna Behrs, mit der er 13 Kinder hatte. 1863 entsteht die Novelle „Kosaken“, worin sich Tolstoi den einfachen Menschen zuwendet. Es kommen theologische

Themen in seinem Werk vor und Tolstois ständige religiöse Suche schlägt sich auch in seinem gesamten Werk nieder.   In den folgenden Jahren seiner Ehe – welche sich auch als schwierig entfaltet - schrieb er die monumentalen Romane „Krieg und Frieden“ sowie „Anna Karenina“, die Tolstois literarischen Weltruhm begründeten.             

Dennoch erlebte er in dieser Zeit eine persönliche Krise, die sich 1879 in dem Manuskript „Beichte“ schriftlich äußerte. Es wurde in Russland nur handschriftlich verbreitet und schließlich aber 1884 in Genf gedruckt.

Tolstoi engagierte sich ebenfalls im sozialen Bereich. 1873 unterstützte er eine Bauernreform und setzte sich gegen Leibeigenschaft und Todesurteile ein. Es folgten Werke wie „Die Kreutzersonate“ oder „Auferstehung“ im Jahr 1899. Diese Werke bekunden Tolstois Entwicklung zu einem Christentum unter rationalistischem und ethischem Blickwinkel. Seine Idealvorstellung war ein freies Christentum. Er sah den Weg für Veränderung in einer radikalen Erneuerung des Menschen aus dem Geist der Nächstenliebe. Seine Botschaft ist der Verzicht auf Macht und Besitz und die Rückkehr zum einfachen Leben in Respekt vor der Natur. Zitat von M. Gorki: „Tolstoi, das ist die ganze Welt, der wahrhaft eine große Sache vollendet hat: Er gab das Ergebnis des in einem Jahrhundert Erlebten und drückt es mit erstaunlicher Wahrheit, Kraft und Schönheit aus.“

Tolstois Einfluss auf die Schriftsteller seiner Zeit war enorm, ob Marcel Proust oder Th. Mann, Rainer Maria Rilke und Lou Andreas-Salomé, sie nannten sich „Tolstojaner“.

Auch das Kino hat sich mit dem Leben Tolstois beschäftigt und einige seiner Werke wie „Anna Karenina“, „Krieg und Frieden“, „Auferstehung“…sind auch verfilmt worden.

T. befand sich nicht nur ein Leben lang auf der Suche nach religiösen Einsichten, sondern auch nach der entsprechenden persönlichen Lebensform. Dies äußerte sich auch im Familienalltag und so beschloss er 1910, sich von seiner Familie abzusetzen. Während dieser Flucht starb er auf der Bahnstation von Astapovo.

Die o.g. Ausstellung ist in der Stadtbücherei Kleve vom 20.11.10 bis 04.01.11  im Rahmen ihrer Öffnungszeiten zu sehen.     

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